Projekte beim KDFB
Misereor Fastenaktion 2018 - Indien
Heute schon die Welt verändert?
Have you changed the world today?
Für die sieben Wochen der Fastenzeit geben wir Ihnen eine Frage mit auf den Weg, die herausfordert:
Gutes Leben für alle Auch 60 Jahre nach der Gründung von MISEREOR braucht die Welt Veränderung: hin zu mehr Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung, zu einem guten Leben für alle, weltweit. In diesem Bemühen sind wir in diesem Jahr in besonderer Weise mit der Kirche in Indien verbunden.
Indien – Perspektiven auf dem Land und in der Stadt In Indien setzen sich die Partner von MISEREOR für ein gutes Leben insbesondere für die Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft leben müssen.
Auf dem Land suchen sie nach Lösungen für die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Durch geeignete Umweltschutzmaßnahmen erhalten sie in ihrem Gemeinwesen die Qualität des Bodens und der Wasserressourcen, um für mehr Gleichgewicht im Ökosystem zu sorgen. In der Stadt leisten die Menschen in ihren Armenvierteln mit Lernhäusern für Kinder und Ausbildungskursen für Frauen einen Beitrag zur Grundbildung und verhelfen den Frauen zu einem eigenen Einkommen. Der Einsatz zur Stärkung der Rechte der Arbeiter und Handwerker trägt zu einem menschenwürdigen Leben bei.
Gemeinsam unsere Welt verändern Überall auf der Welt soll „die ganze Menschheitsfamilie bei der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung“ einbezogen sein, mahnt Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘. Niemand soll dabei zurückgelassen werden. MISEREOR lädt dazu ein, in Deutschland Wege zu echter Lebensqualität in globaler Verantwortung zu gehen. Setzen Sie Impulse und treten Sie in einen Dialog darüber ein, wie die Fastenaktionen in Indien und Deutschland, unser Fasten, unser Verzicht zu einem Gewinn an Lebensqualität für viele Menschen werden können. Mit guten Ideen können auch Sie dazu beitragen, die Welt hin zu einem gerechten globalen Miteinander zu verändern. Machen wir uns also gemeinsam auf den Weg zu einem guten Leben für alle Menschen.
© Fotos: Kopp/MISEREOR
© Text: Franz Gulde, Leiter der Abteilung Bildung und Pastoralarbeit
Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre Spende zur Fastenaktion 2018.
Copyright Misereor
Fastenaktion 2017 Burkina Faso
Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen. Mit diesem Leitwort lenkt die Fastenaktion den Blick darauf, dass Menschen sich selbst und anderen helfen können, wenn ihre guten Ideen und Ansätze zur Überwindung von Problemen anerkannt und gefördert werden. Erfahrungen aus dem Partner- land Burkina Faso widersprechen den Klischees von der Sahel- Zone als Armenhaus Afrikas. Wie die Ernährung und die Lebensgrundlagen dort mit originellen Methoden in einem der weltweit ärmsten Länder auch in Dürrezeiten verlässlicher gestaltet und an Veränderungen angepasst werden können, das zeigen die Partnerprojekte der Fastenaktion.
Burkina Faso – arm an Regen, reich an Kreativität Hier ist die Hälfte der zumeist muslimischen Einwohner unter 18 Jahre alt; jeder Zweite lebt unterhalb der Armutsgrenze. Fast drei Viertel des Jahres fällt kein Regen – trotzdem leben die Menschen zu 80 % von der Land- und Viehwirtschaft. Deren Ausbau-Potenzial ist auch durch Auswirkungen internationaler Handelspolitik gefährdet. Dennoch zeigen lokale MISEREOR-Partner, was alles möglich ist, wenn die guten Ideen der Menschen vor Ort aufgegriffen und mit Starthilfe aus Deutschland wachsen dürfen und verbreitet werden:
Hirten verbessern mithilfe einer Mini-Molkerei ihre Vertriebsmöglichkeiten und produzieren nun auch Joghurt. Kleinbäuerinnen und -bauern heilen erkranktes Vieh mit selbst entwickelten Salben aus gesammelten Baumrinden und anderen Zutaten. Bauernfamilien testen eigene Rezepte für neue, ökolo- gische Pflanzenschutzmittel und Mineralien für Viehfutter, die sie bei Erfolg auch verkaufen.
Solche Initiativen verbessern Einkommen und Ernährungsqualität weit über Dorfgrenzen hinaus, doch gefährden Importe wie billiges Milchpulver aus Europa die Marktchancen der Bäuerinnen und Bauern vor Ort. Hier sind auch wir als Konsumentinnen und Konsumenten und verantwortungsbewusste Bürger gefragt.
Die Innovationskraft der Menschen in Burkina Faso im Kampf gegen Hunger und wechselhafte Regenzeiten kann uns inspirieren. Helfen wir, ihre Ideen mit unseren Spenden wachsen zu lassen.
© Henry Schürmann, Misereor
© Bild Misereor
Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre Spende zur Fastenaktion 2017.
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Fastenaktion 2016
Unter dem Leitwort "Das Recht ströme wie Wasser" stellte die Fastenaktion 2016 die Sorge für das Recht, für Gerechtigkeit und Menschenwürde am Beispiel Brasilien in den Mittelpunkt.
„Das Recht ströme wie Wasser“ (Amos 5,24) Die Sorge für das Recht, für Gerechtigkeit und Menschenwürde steht im Zentrum dieser Fastenaktion. Die Worte des Propheten Amos sind eine biblische Antwort auf das Unrecht seiner und unserer Zeit. Sie lenken unseren Blick auf den Kampf gegen Missstände, den diese Fastenaktion am Beispiel zweier MISEREORPartner im Partnerland Brasilien aufgreift. Neu ist, dass wir die Fastenaktion gemeinsam mit dem Rat der christlichen Kirchen Brasiliens durchführen. So wird die „Sorge um das gemeinsame Haus“ (Papst Franziskus) auch über den Atlantik hinweg unsere gemeinsame Verantwortung. Im Jahr der Barmherzigkeit will uns die gemeinsame Fastenaktion zum Nachdenken, zur Umkehr und zum Spenden ermutigen.
Brasilien – Land der Widersprüche Im aufstrebenden Brasilien begann 1992 die Geschichte der Weltklimagipfel. Hier treffen Bedrohung und Reichtum der Natur, Not und Hoffnung der Menschen aufeinander. Die Widersprüche sind enorm. Stellen Sie sich vor, im Land der größten Regenwälder wird Ihnen in São Paulo im Morgengrauen das Wasser abgestellt, weil die Reservoirs mangels Regen trocken liegen. Hier kämpfen MISEREOR-Partner an der Seite armer Bevölkerungsgruppen um das Menschenrecht auf Wohnen, weil ganze Häuserblöcke leer stehen oder zerstört werden. Sie unterstützen die Betroffenen gegen Zwangsräumung und Ausbeutung, im Kampf um ihr Recht auf sauberes Wasser, gerechte Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit.
Fastenaktion 2016
Im Bistum Itaituba ermöglichen MISEREOR-Partner Informationstreffen, damit indigene Flussanwohner des Amazonas-Gebiets ihre Rechte besprechen können, weil ihre Dörfer und ihr Land durch die Fluten geplanter Stauseen bedroht sind. Politisch gewolltes Wirtschaftswachstum geht hier über die Rechte der Armen hinweg und raubt ihnen die Lebensgrundlage. Dagegen wehren sich die MISEREOR-Partner vor Ort. Die Fastenaktion öffnet uns die Augen für solches Unrecht. Sie nährt die Sehnsucht nach Gerechtigkeit in uns, fordert uns zum Handeln auf, gemeinsam mit den christlichen Kirchen in Brasilien.
© Henry Schürmann und
© Franz Gulde
Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihre Spende zur diesjährigen Fastenaktion.
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© Henry Schürmann und Franz Gulde
https://www.misereor.de/fileadmin/publikationen/fastenaktion-2016-informationsflyer.pdf
Fastenaktion 2015 SIKAT - Armutsbekämpfung von Fischerfamilien
Jeremy SAMANIEGO
Bild: Meissner/MISEREOR
„Die Natur ist nicht ohne die Menschen zu denken und umgekehrt. Wenn wir die Männer zu einem Fischen ohne Dynamit ermutigen wollen, dann müssen wir mit ihnen gleichzeitig einkommenssichernde Alternativen erarbeiten, damit sie ihre Familien weiterhin ernähren können.“
Jeremy Hermosilla Samaniego wurde 1977 in Iba in der Provinz Zambales auf den Philippinen geboren. Dort absolvierte sie die Primar- und Sekundarstufe. Ihren Bachelor in Physiotherapie holte sie 1999 in Valenzuela City. 2003 hat Frau Samaniego die Eignungsprüfung als Fachkraft bestanden und erhielt somit ihre Zulassung zum Staatsdienst.
Von 2000 bis 2004 arbeitete sie für das Philippinische Rote Kreuz als Ortsgruppenmitarbeiterin im Sicherheitsdienst. Seit 10 Jahren ist sie für SIKAT (Center for the Development of Indigenous Science and Technology), einer Organisation zur Armutsbekämpfung mit Fischerfamilien, aktiv: zuerst als Gemeinwesenorganisatorin in Zambales (bis 2008), dann als Programmleiterin der SIKAT-Außenstelle in der Provinz Romblon und seit Juli 2013 als Programmleiterin des neuen SIKAT-Büros auf Siargao. Jeremy Samaniego hat in den letzten Jahren viele Schulungen und Seminare geleitet: Mangrovenschutz, Schutz von Riesenmuscheln, Zucht und Aufzucht von Mangrovenkrabben, Entwicklung von Führungskompetenzen sowie 48-Stunden-Methode zur schnellen Bedarfsermittlung nach Katastrophen.
Frau Samaniego unterstützt die Bemühungen der Fischer, die sich neben der Fischerei ein zweites Standbein aufzubauen versuchen.
Mangrovenabholzung und Dynamitfischen sind zerstörerische Einkommensquellen, zu denen SIKAT Alternativen aufzeigt. Jeremy „Jem“ Samaniego schafft es, alle Bedürfnisse, Nöte und Probleme auszubalancieren. Sie ist Managerin des gesamten SIKAT-Programms vor Ort, aber auch eine Frau, die an und mit der Basis arbeitet.
Ihr Verdienst ist es u. a., dass im Zuge einer Aufklärungskampagne 70 % der Haushalte für ein „Fischschutzgebiet“ stimmten.
Frau Samaniego hat die Arbeit ihrer Mutter, einer Sozialarbeiterin seit ihrer Jugend miterlebt. Dies und die genaueren Einblicke in die Funktionsweise des Gemeinwesens und der Kultur haben sie motiviert, weiter als Entwicklungshelferin zu arbeiten. 2004 in der Außenstelle Romblon hörte sie zum ersten Mal von MISEREOR. Sie ging nach Romblon in der Hoffnung, Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Ressourcenbewirtschaftung dort besser einsetzen zu können.
Die Arbeit ist spannend und hält viele Herausforderungen und Überraschungen bereit. Durch das Projekt kann Frau Samaniego anderen Menschen, insbesondere den ausgegrenzten Fischern, helfen und mit ihren bescheidenen Mitteln zum gesellschaftlichen Wandel beitragen. Das Projekt und SIKAT haben ihr Engagement und ihre Motivation noch einmal beflügelt. Es ist gut, dass die Maßnahmen in der Gesellschaft schon Wirkung zeigen, das ist in der Entwicklungsarbeit sehr wichtig.
„Ich halte es für meine gesellschaftliche Aufgabe, all mein Wissen, das ich im Rahmen meiner Ausbildung und meiner Arbeit erworben habe, an andere weiterzugeben. Und das ist eine erfüllende Arbeit.“
Jeremy Samaniego ist als beauftragte Meeresschützerin und beauftragte Wildschützerin selbstverständlich Taucherin.
Sie hat eine leichte Gehbehinderung.
Informationen zu den PHILIPPINEN
Republik der Philippinen / Republica Pilipinas
Hauptstadt: Manila (ca. 17,21 Mio. Einwohner im Großraum Manila, davon etwa 10,4 Mio. in der Kernstadt)
Staatsform: Präsidialrepublik, Verfassung von 1987
Einwohner: über 107 Millionen (Schätzung: Juli 2014) (etwa 49 % städtische Bev.); Bevölkerungswachstumsrate: 1,7 % (2012)
Ethnische Gruppen: Tagalog 28,1 %, Cebuano 13,1 %, Ilocano 9 %, Bisaya/Binisaya 7,6 %, Hiligaynon Ilonggo 7,5 % und Bikol 6 % sowie noch ca. 28,7 % andere. 12 % der Filipinos gehören einer der 60 indigenen Gruppen an.
Sprachen: Filipino (basierend auf Tagalog), Englisch (allg. Verkehrssprache), wenig Spanisch, 8 Hauptdialekte, u. a. Tagalog, Cebuano und Ilocano, insgesamt mehr als 80 Sprachen und Dialekte
Religion: rd. 83 % katholische Christen; 10 % sonstige Christen; knapp 5 % Muslime; Sonstige (Stand: 2013)
Währung: Philippinischer Peso (PHP); 1000 PHP = 16,70 EUR; 1 EUR = ca. 60 PHP (Juni 2014)
GINI-Koeffizient: Bezugsjahr 2011: 45,8 (D: 27)
HDI Index: 0,654 in 2012 (Rang 114 von 187); Vergleich mit Deutschland: 0.920 in 2012 (Rang 5 von 187)
BIP: nominal: 265 Milliarden US-Dollar; BIP/Kopf (nominal): 2.082 USD; BIP/Kopf (kaufkraftbereinigt): 4.263 USD (2012)
Alphabetisierungsrate: 95,9 % (2003; D: 99 %)
Lebenserwartung: 68,76 Jahre (2011)
HIV-Infektionsrate: offiziell 0,1 % in 2003 (bei einer sehr hohen Dunkelziffer!); D: 0,1 % in 2007
Quellen: Wikipedia, Munzinger-Archiv, worldstat, Auswärtiges Amt, Statistisches Bundesamt, CIA Worldfactbook, LIPortal GIZ, BMZ
Das Land
Geografie und Klima
Die Philippinen sind die nördlichste Inselgruppe des Malaiischen Archipels und befinden sich in Südostasien. Die rund 7100 Inseln, von denen etwa 800 bewohnt sind, erstrecken sich über eine Länge von 1850 km und eine maximale Breite von 1100 km mit einer Küsten-länge von 36.289 km. Von der gesamten Landfläche nehmen allein 67 % die größten Inseln Luzon und Mindanao ein. Die Philippinen gehören zum südost-asiatischen Teil des „Pazifischen Feuerbergrings“, der durch häufige Erdbeben und Vulkanausbrüche gekennzeichnet ist: 18 von 37 gleichmäßig über die Inselgruppe verteilte Vulkane sind noch tätig. Auf den Philippinen herrscht tropisches Regenklima mit sommerlichen Südwest- und winterlichen Nordostströmungen. Nördlich von Mindanao berühren die Zugbahnen von Taifunen den Archipel und führen periodisch zu Flutkatastrophen und Erdrutschen wie z. B. der Taifun „Haiyan“ in 2013.
Umweltproblematik
Die Philippinen als eines der weltweit artenreichsten Ökosysteme sind von gravierenden Umweltproblemen bedroht. Die bewaldete Fläche schrumpfte 1990-2005 um 15,9 %. Neben der Abholzung der Wälder mit der damit verbundenen Bodenerosion sind auch die Dezimierung der Korallenriffe und des Fischbestandes sowie eine hohe Luft-, Boden- (durch massiven Chemieeinsatz in der Landwirtschaft) und Wasserverschmutzung, (besonders Müll und Abwässer im Großraum Manila) als Umweltprobleme zu nennen. Der starke Bevölkerungszuwachs bewirkt einen zunehmenden Druck auf die natürlichen Ressourcen. Teilweise vorbildliche Umweltgesetze werden nicht umgesetzt. Zu den Umweltproblemen auf den Philippinen gehören auch die Auswirkungen von Überschwemmungen und Taifunen und die zunehmende Zerstörung der Küstenmangrovensümpfe. Die forcierte Bergbauausweitung führt zu erheblichen und irreversiblen Umweltschäden.
Geschichte und Politik
Ende des 14. Jahrhunderts wurden erste arabische Missionare im Sulu-archipel nachgewiesen. Mitte des 15. Jahrhunderts gab es dort ein erstes Sultanat und Anfang des 16. Jahrhunderts ein weiteres auf der Insel Mindanao sowie kleinere islamische Fürstentümer auf der Insel Cebu und im Raum Manila auf der Insel Luzon. Ferdinand Magellan, ein Portugiese, der ab 1517 im Dienste der spanischen Krone stand, landet in März 1521 auf der Insel Homonhon bei der Insel Samar und fällt Ende April 1521 auf der Insel Mactan im Kampf gegen Häuptling Lapu Lapu. 1565 nimmt Miguel Lopez de Legazpi die Visayas in Besitz, womit eine 333-jährige Herrschaft der Spanier beginnt: dies war der Beginn der Kolonisierung des Landes durch Spanien. 1872 begann der Cavite-Aufstand auf Luzon. 20 Jahre später wurde die antikoloniale Katipunan-Bewegung gegründet. 1896 gab es einen erneuten Aufstand gegen die spanische Herrschaft; Dr. José P. Rizal von der Kolonialverwaltung wurde hingerichtet. Nachdem die spanische Flotte 1898 durch die US-Marine in der Bucht von Manila versenkt wurde, die Unabhängigkeit proklamiert wurde trat Spanien dann im Friedensvertrag von Paris die Philippinen an die USA ab, die die im gleichen Jahr ausgerufene Unabhängigkeit der Philippinen nicht anerkennt, was zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der neuen Kolonialmacht und philippinischen Revolutionären führt. 1941 nehmen dann die Japaner, nach ihrem Angriff auf Pearl Harbor, die Philippinen ein und herrschen als dritte Kolonialmacht über die Philippinen, bis sie 1944 dem Druck philippinischer Guerilleros weichen müssen und die USA die Philippinen "befreien". Am 4. Juli 1946 entlassen schließlich die USA die Philippinen in die Unabhängigkeit, bleiben aber weiterhin die bestimmende Macht im Land.
Unter dem siebten Präsidenten F. E. Marcos (1965-86) wird die „Filippinisierung“ des Landes vorangetrieben; 1972 verhängt Marcos das Kriegsrecht, lässt zigtausend verhaften, foltern und ermorden und lässt das Land wirtschaftlich ausbluten. 1986 vertreibt die vom katholischen Kardinal Sin in Gang gesetzte friedliche People’s Power Bewegung den Diktator ins Exil nach Hawaii, wo er 1989 stirbt. Die nachfolgende Präsidentin Corazon Aquino (1986-1992) verabschiedet 1987 eine neue, fortschrittliche Verfassung. 1992 wird Fidel Ramos zum neuen Präsidenten gewählt und 1998 von Josef Estrada abgelöst. Gegen ihn wurde Ende 2000 ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet u. a. wegen Korruption. Nachfolgerin im Amt war Gloria Macapagal-Arroyo (2001-2010). In der ersten Amtsperiode, bis 2004, gab es die Zurückweisung der Klage Estradas, seine Verhaftung, den Rücktritt des Außenministers, die Einstufung von CPP und NDF als Terrororganisationen und die Präsidentenwahl 2004, wobei Macapagal-Arroyo 40 % der Stimmen erhielt. In der zweiten Amtsperiode, bis 2010, gab es den Rückzug von Soldaten und Polizisten aus dem Irak, einen Taifun über Luzon (rd. 1.000 Todesopfer), Vorwürfe der Wahlfälschung, einen Erdrutsch auf Leyte (1.126 Tote), durch einen Taifun verursachte Überschwemmungen und Erdrutsche auf Luzon (1.399 Tote), 830 politische Morde, die auf die Aufstandsbekämpfungsstrategie des Militärs zurückzuführen sind, die Unterzeichnung der ersten ASEAN-Charta Ende 2007, das Fährunglück vor der Insel Sibuyan (vermutlich 773 Tote), die Verschleppung und Ermordung von 57 Menschen auf Mindanao.
Im Juni 2010 wurde Benigno S. Aquino III. als Präsident vereidigt. Die ehem. Staatspräsidentin Macapagal-Arroyo wurde 2011 verhaftet, weil ihr Betrug bei der Senatswahl 2007 vorgeworfen wurde. Beim Absturz eines Kleinflugzeugs ins Meer kamen 2012 der Innenminister und zwei Piloten ums Leben. Bei Teilerneuerungswahlen für den Senat und zum Repräsentantenhaus in 2013 setzten sich Kandidaten, welche der Staatspräsidentin nahe stehen, in vielen Fällen durch, so dass diese nun auch im Senat eine Mehrheit von 15 der insgesamt 24 Sitze errungen hat. Die wegen Korruption angeklagte Ex-Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo konnte ihren Sitz im Repräsentantenhaus verteidigen. Das gleiche gilt für Imelda Marcos, die Ehefrau des Ex-Diktators Ferdinand E. Marcos. Bei gleichzeitig durchgeführten Kommunalwahlen wurde Ex-Präsident Joseph E. Estrada zum Stadtpräsidenten der Hauptstadt Manila gewählt.
In November 2013 trifft der Taifun „Haiyan“, der als einer der stärksten Tropenstürme der Geschichte gilt, die Philippinen und richtete schwerste Zerstörungen an. Obwohl Hunderttausende Menschen sich bereits zuvor in Sicherheit zu bringen versuchten, gab es nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde mindestens 5.500 Todesopfer, über 23.000 Verletzte und mehr als 1.700 Vermisste. Wegen Zerstörung der Infrastruktur, schwerer Organisationsprobleme in der Versorgung der Opfer, Gewalttaten und Plünderungen rief Präsidentin Aquino III. den nationalen Notstand aus.
Der Wirbelsturm „Rammasun“, der stärkste Sturm seit „Haiyan“ hat auf den Philippinen am 16.07.2014 Chaos ausgelöst und schwere Verwüstungen angerichtet. Der Tropensturm zog mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Stundenkilometern über die Hauptstadt Manila hinweg. Nach Behördenangaben kamen mindestens zehn Menschen ums Leben. Knapp 150.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Die Philippinen sind teilweise noch mit den Aufräumarbeiten nach dem Taifun „Haiyan“ beschäftigt, bei dem im November 2013 mehr als 6.100 Menschen ihr Leben verloren hatten und vier Millionen Menschen obdachlos wurden.
Wirtschaft und aktuelle Situation
Das Wirtschaftswachstum der Philippinen erlitt durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise zwar einen Rückschlag, das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm aber sogar 2009 noch leicht um 1,1 % zu. 2010 wurde bereits wieder ein Realwachstum von 7,6 % erzielt. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist seit langem angespannt (2010: Arbeitslosenrate 7,2 %, Unterbeschäftigtenrate 19,6 %). Trotz Wirtschaftswachstum ist Armut verbreitet, seit 2003 nimmt sie sogar wieder zu. Offiziell wurde der Anteil der unter der Armutsgrenze lebenden Einwohner für 2006 mit ca. 32,6 % angegeben; die Weltbank schätzte den Anteil der Menschen, die mit weniger als 2 US$ pro Tag auskommen müssen, im selben Jahr auf 45 %. Auf die USA und Japan entfielen 2010 zusammen 23,0 % der philippinischen Importe und 29,9 % der Exporte. Elektronikprodukte haben unter den Außenhandelsgütern das mit Abstand größte Gewicht: Sie stellten 2010 60,4 % der Exporte und 33,8 % der Importe. Der Handel mit Deutschland in 2010: deutsche Einfuhren von den Philippinen: 1,23 Mrd. Euro; deutsche Ausfuhren in die Philippinen: 1,11 Mrd. Euro. Ein Hemmnis für eine weitere dynamische Wirtschaftsentwicklung stellt die geringe internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes dar (Rang 85 unter 139 Ländern im aktuellen „World Competitive Report“). Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen betrug Ende 2010 ca. 25,3 Mrd. US$. Das Haushaltsdefizit (2008: 0,9 % des BIP) stieg krisenbedingt 2009 auf 3,9 % und betrug 2010 3,7 %. 2010 trugen Dienstleistungen 54,8 % zum BIP bei, das produzierende Gewerbe erwirtschaftete 31,3 % und der Agrarsektor 13,9 %; Letzterer wies aber im Okt. 2009 noch 34,0 % der Beschäftigten auf.
Eine große Zahl gut ausgebildeter Filippinas und Filippinos verlassen ständig das Land auf der Suche nach besser bezahlten Arbeitsplätzen, vor allem in den USA. Insbesondere der Gesundheitssektor leidet unter diesem "Brain Drain". Allerdings stützen die Überweisungen der mehr als 8 Mio. (ca. 9 % der Gesamtbevölkerung) im Ausland arbeitenden philippinischen Staatsbürger die Wirtschaft beträchtlich. Sie betrugen nach Schätzung der Zentralbank für 2010 ca. 18,76 Mrd. US$ (ca. 7 % des BIP), tatsächlich dürften sie aber weit höher liegen: Diese Überweisungen sind also ein wichtiger Stabilisierungsfaktor mit positiven Wirkungen auf Leistungsbilanz und Binnennachfrage. Die Steuereinnahmen (Steuerextraktionsquote 2010: nur ca. 14,2 % des BIP) gelten als zu niedrig. Nach vagen Schätzungen erwirtschaftet der informelle Sektor mindestens weitere 40 % des offiziellen Sozialprodukts und beschäftigt fast 26 % der Erwerbstätigen. Die Industrie ist zu einem erheblichen Teil auf Metro Manila und die angrenzenden Räume konzentriert. Im „Philippine Development Plan 2011-2016“ werden die Entwicklungsziele der Regierung unter Staatspräsident Benigno S. Aquino III. formuliert. Hierzu zählen eine Halbierung der Armutsrate bis 2015 und die Schaffung von 1 Mio. Arbeitsplätzen pro Jahr. Langfristige Entwicklungspläne wurden bzw. werden für die Perioden 1998-2025, 2025-2050 und 2050-2067 (im Jahre 2067 würde der Verband südostasiatischer Nationen/ASEAN 100 Jahre bestehen) ausgearbeitet. Die National Economic and Development Authority (NEDA) verfügt über einen Physical Framework Plan für die drei Jahrzehnte 1993-2023.
Liberale Gesetze schaffen gezielt neue Anreize für internationale Konzerne, in den Philippinen vor allem im Bergbau, aber auch in der Agrarproduktion (z. B. bei der Produktion von Palmöl für sog. Bio-kraftstoffe), zu investieren. Der damit einhergehende große Flächenbedarf bedroht die wirtschaftlichen und kulturellen Lebensgrundlagen von Kleinbauern und Indigenen Gruppen.
Die Fischerei
Das Südchinesische Meer im Westen und der Pazifische Ozean im Osten der Philippinen sind als tropische Gewässer sehr fischreich. So ist der Fischfang in den Philippinen ein wichtiger Wirtschaftsbereich, Einkommensquelle und Ernährungsgrundlage. Besonders die Bewohner/-innen der philippinischen Küstenregionen versorgen sich seit vielen Jahrhunderten mit Fisch als ihrem wichtigsten Eiweißlieferanten. Die Fischerei deckt 25 bis 50 % des Eiweißbedarfs der Bevölkerung. Sie hat sich über die Jahre stark ausgeweitet. Fischfangmenge 2009: 5,08 Mio. Tonnen (davon Zuchterzeugnisse: 2,48 Tonnen); 2008 wurden zudem 1,67 Mio. Tonnen Wasserpflanzen gezüchtet (FAO). Doch dieser Reichtum ist bedroht. Die Fänge werden inzwischen immer geringer. Darunter leiden vor allem die einfachen Fischer, die mit ihren kleinen Booten von den Küstenorten aus aufs Meer fahren. Sie fahren inzwischen weiter hinaus als früher, bleiben länger auf See und kehren doch mit geringerer Ausbeute zurück. Sie zählen auf den Philippinen zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen, können mit ihrer harten Arbeit oft nicht mehr ihre Familien ernähren. Seit einigen Jahrzehnten industrialisiert sich der Fischfang auch in Asien immer intensiver. Die Fischereiflotten und -schiffe werden immer größer und legen immer weitere Strecken zurück. So tummeln sich im Pazifik riesige Fangflotten aus den USA, Japan, China, Taiwan, Korea, der EU und auch aus den Philippinen. Allein die philippinische Fischereiflotte fange jährlich 2,2 Millionen Tonnen Fisch, etwa zehn Prozent des Gesamtfangs der asiatischen Länder, die im Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) zusammengeschlossen sind. Dies erläutert Raffy Rey Hipolito von FIAN Philippines (Food first – Informations- und Aktionsnetzwerk), einer weltweiten Nichtregierungsorganisation, die sich für das Menschenrecht auf Nahrung einsetzt. Er schildert die schwierige Situation für die verarmten Fischer: „Nach dem philippinischen Fischereigesetz von 1988 gehören die ersten 15 Kilometer See vor der Küste den dort liegenden Kommunen. Diese Seegebiete sind damit den dort wohnenden kleinen Fischern vorbehalten. Stattdessen fangen inzwischen aber auch die großen kommerziellen Schiffe in diesen kommunalen Gewässern. Die meisten der Fischer haben nur kleine Bangkas. Das sind Boote mit Rudern oder kleinen Außenbordern und sie können mit dem kommerziellen Fischfang nicht konkurrieren. Früher fingen sie durchschnittlich fünf Kilo Fisch pro Tag. Heute können sie gerade ein bis zwei Kilo pro Tag fangen und verkaufen. Das reicht längst nicht zum Leben für sie und ihre Familien."
Die Überfischung ist eine große, von Menschen verursachte Umweltkrise in fast allen Weltmeeren. Sie schlägt sich unmittelbar auf das Leben der Küstenbewohner/-innen, ihre Ernährung und ihr Einkommen nieder. Die UN-Welternährungsorganisation FAO bezeichnet inzwischen drei Viertel der wirtschaftlich wichtigen Fisch-Bestände weltweit als „komplett ausgebeutet", „überfischt" oder „erschöpft". Besonders gefährdet ist der Pazifik. In dem größten Ozean der Welt sind Thunfisch, Schwertfisch und Marlin mit am stärksten bedroht. Sie sind nach Greenpeace-Angaben in den letzten 50 Jahren um rund 90 Prozent reduziert worden. Einzelne Thunfisch-Arten stehen bereits auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten, andere gelten als stark gefährdet. Nur wenige Bestände sind noch in einem Zustand, der als einigermaßen gesichert bezeichnet kann. 30 Prozent des Pazifik-Thunfischs geht allein nach Japan, weitere 40 Prozent - meist in Konservendosen - in die Europäische Union. Es ist ein Riesengeschäft: Etwa zwei Milliarden US-Dollar beträgt der Jahresweltumsatz mit Thunfisch, 70 Prozent aller Thunfische stammen aus dem Pazifik. (vernetzte-er.de)
Die Philippinen kritisieren die hohen Zölle für philippinische Thunfischexporte in die EU und die USA, die viele Arbeitsplätze im politisch unruhigen Süden des Landes gefährden.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl wuchs von (1990) 61 Mio. auf über 92 Mio. (2010). Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum betrug in den letzten 10 Jahren 1,9 %; städtische Bevölkerung (2010): 49 %. Weitere bevölkerungsstatistische Angaben (jeweils Schätzung 2011): Geburtenrate: 2,5 %; Sterberate: 0,5 %; Kindersterblichkeit (bis ein Jahr): 1,9 %; Fertilitätsrate: 3,2 Kinder pro Frau; Lebenserwartung: 71,7 (Männer 68,7/Frauen 74,7) Jahre; Altersstruktur: 0-14 Jahre 34,6 %; 15-64 Jahre 61,1 %; 65 Jahre und älter 4,3 %. (Quellen u. a.: National Statistics Office (NSO), The Europa World Yearbook 2011, CIA: The World Factbook) Die Zahl der im Ausland arbeitenden philippinischen Bürger wurde 2009 auf 8,56 Mio. geschätzt (ca. 28 % im Nahen und Mittleren Osten), darunter sind viele Personen ohne gültige Papiere; die Zahl der Binnenflüchtlinge im Lande wird auf ca. 140.000 geschätzt, auf Mindanao ist diese bis Febr. 2011 auf nur noch rd. 15.000 gesunken. In Malaysia leben ca. 70.000-80.000 philippinische Flüchtlinge. (Quellen u. a. International Labour Organization (ILO), Internal Displacement Monitoring Center (IDMC), Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR))
Ethnien: Schon vor über 20.000 Jahren lebten in der philippinischen Inselwelt Menschen. Dauerhaft besiedelt wurde das Gebiet durch mehrere Einwanderungswellen. Zu den ersten Bewohnern zählten die Aëta (Negritos; heute ca. 60.000-80.000 Personen). Danach kamen altmalaiische Gruppen, zu denen z. B. die maximal 190.000 Ifugao in den Bergen im Inneren von Nordluzon gehören. Diesen folgten jungmalaiische Gruppen, die die große Mehrheit der heutigen Bevölkerung stellen. Ca. 10 % der Einwohner sind Mischlinge mit spanischen oder chinesischen Vorfahren, ca. 1 % Chinesen. Letztere, die Aëta, die zu den Ifugao zählenden Igorot und im Süden die islamisierte Bevölkerung (Moros; 5 % der philippinischen Gesamtbevölkerung) sowie die nichtmuslimischen und nichtchristlichen Ureinwohner (Lumad) heben sich kulturell deutlich von der Mehrheitsbevölkerung ab.
Sprachen: Amtssprachen sind lt. Verfassung von 1987 Filipino (zugleich Nationalsprache; basiert auf dem zu den malaiisch-polynesischen Sprachen zählenden Tagalog) und das weit verbreitete Englisch. Beide Sprachen sind (oft vermischt gebrauchte) Handelssprachen. Spanisch wird kaum noch gesprochen. Je nach Klassifizierung geht man von bis zu 175 Sprachen aus; 12 Sprachen galten 2010 als offizielle Hilfssprachen.
Religion: Die von der Verfassung garantierte Glaubensfreiheit besteht auch in der Praxis. Ende 2007 stellten römische Katholiken rd. 81,2 % der Bevölkerung (es gibt 16 Erzdiözesen, 55 Diözesen, sechs Territorialprälaturen, sieben apostolische Vikariate und ein Militärordinariat). Lt. Volkszählung (VZ) 2000 stellten sonstige Christen 13,3 % der Bevölkerung. Lt. VZ 2000 sind 5 % der Einwohner (14 Ethnien) Muslime. Auf Mindanao haben nur noch wenige Provinzen muslimische Mehrheiten. Über 500.000 Muslime leben im Norden des Landes, meist im Großraum Manila. Zudem gibt es Anhänger von Naturreligionen, Buddhisten und Bahai-Anhänger.
Staatspräsident Benigno S. Aquino III. sprach sich 2010 dafür aus, die Abgabe von Verhütungsmitteln an Familien, die dies wünschen, seitens des Staates finanziell zu unterstützen. Die römisch-katholische Bischofskonferenz setzte Verhütung mit Abtreibung gleich und drohte dem Präsidenten indirekt mit Exkommunikation. Der Vorgang ist symptomatisch für die starke Stellung der Amtskriche in einem Land, das (außer der Vatikanstadt) als letztes der Welt keine legale Ehescheidung kennt.
Bildung
2005 wurden 2,5 % und 2009 ca. 2,7 % des BIP für Bildung verwendet. Ein großer Teil der Schulen besteht aus Privatschulen. Trotz Grundschulpflicht gibt es eine hohe Schulabbrecherquote: von 100 Schülern, die eingeschult werden, schließen nur 66 die Grundschule (Primary School, Klasse 1-6) und nur 58 die High School (Klasse 7-10) ab. Die Analphabetenrate auf den Philippinen ist relativ niedrig: Angaben zwischen 4,1 und 6,4 %. (Quelle: http://www.tesda.gov.ph/uploads/file/Phil%20TVET%20system.pdf)
Die Arbeit von MISEREOR
MISEREOR bewilligte 2013 für die Philippinen 44 neue Projekte mit einer Bewilligungssumme von 4,95 Mio. Euro. Die Philippinen sind eines der "ältesten" Partnerländer von MISEREOR in Asien und nach Indien das Land in Asien mit dem zweithöchsten Projektvolumen. Zu den unterstützten Projekten zählen Kooperationen mit philippinischen Partnern zur Stärkung der Menschenrechte (in den Bereichen Landrechte, Agrarreform, Arbeitsbedingungen, Rechtssituation von Frauen, Stärkung der Rechte von Ureinwohnern, Wohnrechte städtischer Arme), Förderung der Friedensarbeit, Überlebenssicherung nach Katastrophenereignisse und Projekte zur Stärkung der ökologischen Landwirtschaft einschließlich der Vermarktung der Produkte und des Küstenschutzes. Vor allem im Bereich der nachhaltigen Ressourcennutzung und Ernährungssicherung konnten in den Philippinen Erfahrungen gesammelt werden, die zwischenzeitlich auch in anderen Ländern Partnerorganisationen inspirieren, ihre Ansätze in landwirtschaftlich orientierten Programmen zu überdenken und diese weiterzuentwickeln. Hier ist insbesondere der von unserer Partnerorganisation MASIPAG praktizierte sog. "Farmer Led Approach" zu nennen. Die Bauern und Bäuerinnen von MASIPAG konnten mittlerweile ihre Ernährungssicherheit erfolgreich steigern.
Die in den Philippinen geförderten Programme beinhalten in der Zwischenzeit fast immer die Beteiligung an und Überprüfung der lokalen Regierungsführung (good governance) und die Einflussnahme auf staatliche Armutsbekämpfungsmaßnahmen im ländlichen und städtischen Bereich (z. B. Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Elendsvierteln); dazu gehört u. a. auch die Bekämpfung der Korruption. Im Bildungsbereich konzentriert sich Misereor vor allem auf die indigenen Völker und Berufsbildung für arbeitslose Jugendliche.
Die Regierung in den Philippinen zeigt hohe Ambitionen bezüglich der Armutsbekämpfung, konkrete Programme bleiben jedoch angesichts leerer Kassen bisher aus. Die durch die Regierung gestärkten privatwirtschaftlichen Initiativen führen dagegen zu erheblichen Rückschritten des Landreformprozesses und bedrohen zunehmend die Lebenswelt der ursprünglichen Bevölkerung (Indigenen).
Das Projekt
„Neu denken – gemeinsam Überleben sichern“
Mangrovenwälder wiederaufforsten und alternative Einkommensquellen schaffen, Siargao Island (SIKAT)
Die Philippinen verfügen mit 7.107 Inseln und mehr als 36.000 Kilometern Küste über eine sehr artenreiche Meeresflora und -fauna. Die Insel Siargao ist die östlichste Insel der Philippinen. Durch ihre Lage ist sie Naturkatastrophen wie Taifunen, Tsunamis und Erdbeben stark ausgesetzt und in besonderer Weise von Klimawandelfolgen betroffen.
Eine Million Filipinos leben hier von der Fischerei. Fisch ist der Haupteiweißlieferant in der täglichen Nahrung der Bevölkerung. Dadurch, dass die Menschen vom und am Meer leben, sind sie besonders von den Taifunen und den daraus resultierenden Sturmfluten bedroht.
Das Hauptprojekt von SIKAT (Center for the Development of Indigenous Science and Technology, Inc., eine registrierte NRO mit Sitz in Quezon City) erreicht direkt 1.300 Haushalte, die hauptsächlich vom Fischfang leben und ohne legale Rechtstitel auf küstennahem Land siedeln. Die Fischer sind die einkommensschwächste Bevölkerungsgruppe. Sie benutzen einfache Boote und Fischfanggeräte und erwirtschaften nur etwa fünf Euro pro Fang. Das Familieneinkommen wird durch die Herstellung von Trockenfisch, Krebszucht und das mühsame Sammeln von Muscheln in den Mangroven ergänzt. Letzteres, wie auch der Verkauf des Fangs, ist zumeist Aufgabe der Frauen. Die Fischgründe vor Siargao sind (durch kommerzielle Fangflotten) überfischt, was dazu führt, dass Küstenbewohner auf andere Einkommensquellen ausweichen, wie z. B. den Verkauf von Mangrovenholz. Die Mangroven sind aber Laichgründe für die Fische und bieten Schutz bei Stürmen und Flutkatastrophen, da sich die Sturmwellen in den dichten Wurzeln verfangen und dadurch an Wucht verlieren.
Stand: August 2014
Kres/Noe