Katholischer Deutscher Frauenbund
KDFB Zweigverein Schwabhausen e.V.
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Brauchtum

Beltane - Walpurgis

Bild Maibaum: ©​ Renate Tomm

Bild Frauenbund Taferl: © Judith Schäufler

 

Siegesfest der Sonne

Dies war ja eines der wichtigsten Feste überhaupt und vielleicht kann man seine Bedeutung ein bißchen aus dem Folgenden erkennen.
Kennzeichnet Samhain im Keltischen Kalender den Beginn des Winters und den Tod des Jahrskreis-Königs, so bedeutet Beltane der Beginn des Sommers. Und so wie Samhain ein Fest des Todes und der Toten und Ahnen ist, so ist Beltane ein Fest des Lebens, der Fruchtbarkeit, der Vereinigung, der Zeugung und des Sieges der Sonne und des Sommers über den Winter.

Jahrestag und Jahresnacht

Die Kelten nannten das Sommerhalbjahr auch "Jahrestag" und das Winterhalbjahr "Jahresnacht".
Wie stark mußte sich in diesen Menschen die Wirkung der Sonne ausgedrückt haben. Der Winter, der viel mehr wie heute gekennzeichnet war von Kälte, Hunger, Krankheiten und Tod. Eine gefährliche Jahreszeit, die mit viel Angst verbunden war. Dann der Sommer mit seiner lebenspendenden Sonne, der Wärme, seinen vielen Früchten ...
Da kann man sich vielleicht noch vorstellen, welches Glück und welche Freude die ersten Sonnenstrahlen und der Beginn des Frühjahrs und Sommers für diese Menschen brachten. Bedeuteten sie doch, daß das Leben weiterging. Daß man sozusagen überlebt hatte. Das war wie ein Wunder.

1. Mai

Mit dem 1. Mai beginnt bei den Kelten das Sommerhalbjahr, das vor allem durch Fröhlichkeit, Wärme, Licht, Feste und Feiern gekennzeichnet war.
Der 1. Mai liegt zwischen der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche und der Sommersonnwende.
Beltane wurde früher wohl am nächstgelegenen Vollmond, heute allerdings vorwiegend in der Nacht auf den 1. Mai gefeiert.

Namensbedeutung von BEL-TANE

Beltane war das Fest der "Strahlenden Sonne". BEL bedeutet strahlend, leuchtend, glänzend. TENE oder auch TEINE ist das "Feuer". Der keltische Sonnengott trägt den Namen "Belenus", "Bel", "Bal".

Heilige Hochzeit

Beltane war das Fest der großen Vermählung oder auch Heiligen Hochzeit, der Götterhochzeit Hieros Gamos, der Vermählung von Himmel und Erde.
Und im kleineren Maßstab die Vermählung von König und Königin, König und Land. Denn die Königin war immer schon die Repräsentantin des Landes, der Erde und des Volkes.
In den germanischen Bereichen ist diese Götterhochzeit überliefert in der Brautwerbung Odins um die Himmelsherrin Freya.

Dionysos-Kult

Auch im griechischen Dionysos-Kult sehen wir das deutlich.
Im Zentrum stand der Zeugungsakt, der Voraussetzung für die Entstehung neuen Lebens war, Voraussetzung auch für die Auferstehung, für die Wiedergeburt. Dionysos verdankt sein Leben der großen Götterhochzeit, wie sein Name besagt: Dionysos heißt "Sohn Gottes" von DIOS = "Gott" und NYSOS = " Nachfolger, Frucht, Sohn, Erbe". Seine Mutter war SEMELE, eine phrygische Göttin, deren Name "Erde" bedeutet.
Dionysos war demnach der Sohn Gottes und der Erde. Sein Name stand für die mystische Vereinigung, für das rauschhaft-erotische Treiben, das alle Frühlingsfeste in allen Kulturen ausmacht.
Auch die Iren hatten einen solchen Mythos, wo Gott Dagda (= Großer Gott/Sonne) und Morrigain = Morgana (= Große Königin/Erdmutter) sich in der Heiligen Hochzeit vereinten. Ihre geschlechtliche Vereinigung fand unter der Erde statt in einem Dolmen Irlands, der heute noch als das "Bett der Gatten" bezeichnet wird. Der Sonnenstrahl, der in die Erde eíndringt und dort neues Leben zeugt und die Erde befruchtet.

Jahreskönig

Vom Jahreskreislauf her ist es so, daß der Jahreskönig, der an Jul = Wintersonnwende (heute auf Weihnachten verschoben) geboren wird, bis zu Beltane zum Jüngling herangewachsen ist und seine Königswürde einfordert.
Das wird in vielen alten Ritualen dargestellt, wo der junge Königsanwärter sich beweisen muß, indem er z.B. den mächtigsten Hirsch im Wald erlegt und damit seine Stärke beweist. Dieses Ritual wird wunderbar in dem Buch "Die Nebel von Avalon " von Marion Zimmer-Bradley beschrieben. Es gibt heute noch in vielen Gegenden sogenannte "Hirschwiesen", die auf dieses alte Ritual hinweisen.

Maibräuche:

Maibaum

Zu den wichtigsten Bräuchen, die sich bis heute erhalten haben, gehört die Aufstellung des MAIBAUMS.
Während heute nur noch im Dorfmittelpunkt oder an einem besonderen Platz dieser Maibaum aufgestellt wird unter ganz besonderen Feierlichkeiten, gab es in früheren Zeiten fast in jedem Garten einen Maibaum.
Zur Zeit Maria Theresias hatte dieser Brauch so gigantische Formen angenommen, daß die Kaiserin 1741 das weitere Aufstellen verbot, da viele tausend Baümchen umgeschnitten wurden. Sie standen nicht nur vor jedem Haus, sie standen oft sogar in jedem Zimmer.
Dieser MAIBAUM hatte eine ganz besondere Bedeutung. Vor dem Aufstellen wird der Maibaum festlich geschmückt. Er bekommt einen KRANZ aus frischem Grün, der von den Mädchen und jungen Frauen des Dorfes gewunden wird. Außer Weiden, Birken und Tannenreis werden auch viele Frühlingsblumen mit eingeflochten. Oft enthält der "Maien" noch Eier, Gebildbrote und Würste. Mancherorts erhält der Maibaum auch eine Krone aus Metall und bunten Bändern, die schräg über den Stamm gewickelt werden. Der Maibaum hatte die kultische Bedeutung eines "Riesen-Phallus", der in die lebengebärende Erde gerammt wurde und auf diese Weise die Götterhochzeit versinnbildlichte. Der Maikranz, der an der Spitze angebracht wurde, konnte einerseits Symbol der Vulva, andererseits durch die darin eingeflochtenen jungen Reiser und Heilpflanzen Symbol für neues Leben und Gesundheit sein.
Der enge Zusammenhang Maibaum - Erdmutter ist heute noch daraus ableitbar, daß der Maibaum jetzt vielerorts auch "Marienbaum" genannt wird. Der Phallus war Symbol für die schöpferische lebensweckende Kraft des Himmels, die ja vor allem gerade für das damalige bäuerliche Leben von ungeheurer Wichtigkeit war. Ohne diese Kraft gibtes kein Leben und keine überlebenswichtige Fruchtbarkeit. Und mit dem Tanz und dem Verweben und Verknüpfen der Bänder (Bändertanz um den Maibaum) drückte man sowohl ein erotisches Geschehen unter den Geschlechtern aus als auch die Verknüpfung der drei Welten (Himmel, Erde Anderswelt), die durch den Maibaum auch symbolisiert werden und nun fest in das Gefüge des Lebens selbst eingewoben werden.

Walpurgisnacht

Walpurgis war die Maikönigin, eine heidnische Göttin, die später christianisiert und dann heiligesprochen wurde, da man ihre Riten nur so inkorporieren konnte. Interessanterweise stand das Kloster der Heiligen Walpurga in "Heiden-Heim". Es war ein Doppel-Kloster für Männer und Frauen - sinnigerweise!

Walpurga ist ein eindeutig germanischer Name - Waluburg, Walburg. Schon im 2. Jahrhundert nach Christi wird auf griechischen Tonscherben eine "Waluburg Semnoni Sibylla" erwähnt, übersetzt "Waluburg, die Seherin der Semnonen". Ihr germanischer Nama ist "Walburg die Sibylle". Das Wort WAL aus Wal-Burg kommt in verschiedenen althochdeutschen bis germanischen Wörtern vor mit ähnlichem Bedeutungshintergrund. Zum einen gibt es das Wort "walus", der Stab oder Zauberstab, ein wichtiges Attribut dieser Seherinnen. Wobei man wissen muß dass im Germanischen die Zauberer das gleiche waren, wie heute die Schamanen. Zum anderen erinnert es auch an Vala (= ahd. walawa, wala), die Bezeichnung für die germanischen Zauberinnen oder Seherinnen, auch Völva die Nordgermanische "Allwissende". Walaruna ist ein Eigenname und heißt "die Seherin, die die Geheimnisse kennt". Und ein weiterer wichtiger Hinweis sind die Walküren, die ja auch das "Wala" in ihrer ersten Silbe haben. Die Große Vala war die Göttin Hel, die Herrin des Totenreiches. Walküren, Walhall, Walvater (=Wotan) haben halle diesen ersten Worteil gemeinsam, der auf Wala, Vala oder Völva zurückgeht. Diese Walküren mit ihrem Walkürenritt erinnern sehr stark an die Hexen mit ihrem Hexenritt zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg.
Alle diese Namen lassen sich möglicherweise von "vilasa" herleiten: den himmlisch-paradiesischen Freuden, die immer auch mit erotischer Ekstase gleichzusetzen waren.

 

©​ Monika Philipp, altes und neues Wissen zum Jahreskreis, http://www.jahreskreis.info

 

 

 

 

Rauhnächte - 24. Dezember bis 5. Januar

Mindestens 12 Rauhnächte

Die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren Heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt. Es gibt 12 Rauhnächte! Diese Rauhnächte gingen immer von Nacht zu Nacht. Also von 24.00 Uhr an Heilig Abend, der "Mutternacht" bis 24.00 Uhr am 25. Dezember - das war die erste Rauhnacht.
"Nacht" deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden. Somit ist der ganze Tag "Nacht". Und die letzte Rauhnacht endet um 24.00 Uhr am 5. Januar. Diese Nacht ist wieder eine besondere Nacht, die Perchten-Nacht, wo an vielen Orten in Bayern und Österreich Perchtenläufe abgehalten werden.
Danach ist dann Heilig-Drei-König, das Fest, das auch Epiphaniea, "Erscheinung", genannt wird.
Es gibt aber auch Varianten von z.B. 13 Rauhnächten, weil man davon ausgehen kann, daß die alten keltischen Stämme sich nach dem Mond richteten und 13 Mondmonate hatten.
Und dann gibt es noch besondere Variante, daß die Rauhnächte an der Wintersonnwende beginnen, sprich am 21. Dezember mit der Thomasnacht. Der Name Thomas bedeutet übersetzt "Zwilling". Das ist deshalb interessant, weil der Apostel Thomas auch als Zwilling von Jesus angesehen wurde. Und sind nicht die Sonnwenden auch eine Art von Zwillingen: Sommersonnwende und Wintersonnwende.
Und über vielen Kirchenportalen kann man heute noch 2 Wölfe oder Wolfsdrachen (=Zwillingswölfe) sehen, die für die Sonnwenden stehen. Sie stehen sich gegenüber, und der eine bedeutet die Zeit vor der Sonnwende und der andere die Zeit nach der Sonnwende.
Die Anzahl der Rauhnächte kann im letzteren Fall variieren, und es ist eine Frage der Wahrnehmung, wie lange eine Rauhnacht geht. Bei dieser Wahrnehmung geht es um Zeitqualitäten, bei denen man oft sher genau spürt, daß diese Rauhnacht evtl. auch 2 Tage geht und einen größeren Zeitraum einnimmt als eine andere. Und diese Wahrnehmung ist wiederum wichtig für die Deutung und Zuordnung der Monate des folgenden Jahres.

Deutungssysteme

Die Alten benutzten jede dieser Rauhnächte für einen Monat des Jahres zum Deuten und Orakeln. Somit steht die erste Rauhnacht für den Januar, die zweite für den Februar und so fort. Sie beobachteten alles: Wetter, wie das Essen geschmeckt hat, ob gestritten wurde oder ob es friedlich zuging. Ob an diesem Tag alles glatt lief oder es Probleme gab. Und wenn ja, welche Probleme usw. Alles, auch das noch so Unwichtige, hatte eine Bedeutung. Und wer es verstand, der konnte den dazugehörigen Monat im Vorhinein deuten. Man konnte das Ganze auch noch weiter diferenzieren. So waren immer zwei Stunden einer Rauhnacht stellvertretend für einen kommenden Monat. Die ersten beiden Stunden von 0.00 Uhr bis 2.00Uhr in der Nacht standen immer für den Januar, die nächsten zwei für den Februar und so fort bis zu den letzten beiden Stunden, die für den Dezember standen. Und das jeden Tag.

Verwandlungstage

Dann gab es besondere Tage, wie der 28. Dezemberan hatte die ersten drei Tage nur Streit, das Wetter war grauenvoll usw., dann hatten man am 28. Dezember) dem Tag der Kinder, die Möglichkeit, alles wieder gut zu machen und aufzulösen. Dazu war es wichtig, sich alles nochmal genau vorzustellen und dann in weißes Licht zu tauchen oder in violettes und es verwandeln zu lassen in etwas Positives. Das gleiche konnte man am Ende auch nochmal machen - also am 5. Januar, dem Hohen-Frauen-Tag. Darum wurden diese Rauhnächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte.

 

Perchtenumzüge

In der letzen Nacht, dem 5. Januar, wurde das ganze Haus, die Ställe und mancherorts auch rund ums Grundstück herum ausgeräuchert. Es gab auch an vielen Orten in dieser Zeit wieder die schon erwähnten Perchtenümzüge - die Wilde Jagd darstellend mit Dämonen, Geistern und bestimmten Tieren und der Percht als Wintergöttin. Dahinter stand, wie in vielen Traditionen der Schamanen auch, daß diese Geister eigentlich vertrieben werden sollten, damit sie einen nicht befielen mit Krankheiten und Tod. Das ist ja auch das, was die Schamanen in allen Traditionen versuchen, sich in die Welt der "Geister und Dämonen" zu versenken, um dort die krankheitsbringenden Wesenheiten zu konfrontieren. Das ist nicht nur einfach eine Theorie und was uraltes, wie Märchen und Mythen, sondern das ist etwas, was auch heute noch in unseren Seelen wirkt und wo wir oft niemanden haben, der das zu verstehen weiß und damit umgehen kann. Dann werden die Menschen krank, haben Depressionen usw. und keiner weiß so recht, warum.

 

Begegnungen

Wolf-Dieter Storl schreibt in seinem Buch: "Naturrituale" über eine solche Begegnung mit diesem Wilden Heer zu Winterzeit: "Wir wohnen abgelegen, fern von jedem Dorf ... In den Wintertagen, wenn wir eingeschneit sind und es ganz still ist, da kommt es gelegentlich vor, daß sich in den Momenten zwischen Schlafen und Wachen eigenartige Wesen zeigen. Oft sind sie buckelig und verkrüppelt, manchmal jedoch verführerisch schön; ihre Gesichter erinnern an die Perchten und Masken der alemannischen Fasnacht, an tibetische Dämonenmasken oder an die "Falschen Gesichter", mit denen die Irokesen die Krankheitsdämonen darstellen. Sie sind alle irgendwie leidend, es fehlt ihnen etwas, zugleich sind sie erschreckend und furchterregend. Wenn ich diese Entitäten wahrnehme und dabei Angst bekomme oder gar gegen sie ankämpfe, dauert es erfahrungsgemäß nicht lange und ich oder jemand im Haus oder Stall wird krank. Es ist besser, wenn ich den Mut fasse, ihnen zu sagen, sie sollen weiterziehen. "Wohin sollen wir ziehen!", fragen sie meist mit rauhen Geisterstimmen. Da sag ich: "Zieht nach Osten, geht ins Licht, der Heiland kann euch geben, was euch fehlt!" Manchmal klagen sie: "Aber wir haben kein Reisegeld." Dann gebe ich ihnen einen Kupferpfennig. Mit ihrem Glückspfennig ziehen sie weiter, und das Haus bleibt vor einer Krankheit verschont. Nach solch einem Besuch räuchern wir oft mit Beifuß, Wacholder und Mariengras, um die Atmosphäre zu reinigen."

Traum und Wirklichkeit

Und dann beschreibt er noch ein weiteres Beispiel einer solchen Begegnung: "In der Nacht träumte ich, daß eine Gruppe recht wilder, verwegener Wanderer ins Haus hereinspazierte. Ich stellte mich ihnen in den Weg, als sie durch die Tür ins Haus drangen: "He, was soll das, was macht ihr!" Aber sie ließen sich nicht aufhalten, sie spazierten munter an mir vorbei. Ich regte mich aber nicht sonderlich auf und gab mich eher freundlich. Einer berührte mich. "Du hast erhöhte Temperatur", sagte er.
Als ich kurz darauf aufwachte, war mir tatsächlich heiß, und die Haut war feucht. Nun wußte ich, das war kein gwöhnlicher Traum, sondern ein Besuch. Naturgeister, die mit dem starken Schneefall über das Land zogen, sind mir duch Leib und Seele spaziert. Ihre Berührung war ein Geschenk. Ich konnte es nehmen, wie ich wollte. Es war wie des Messers Schneide - so oder so: Entweder ich würde physisch krank werden, bekäme Fieber, oder ich würde mich beim Schreiben mit dem Feuer der Inspiration erhitzen und etwas Schönes herüberbringen, eine echte MÄR (althochdeutsch, "eine Botschaft aus übersinnlichen Welten", im Sinne von Luthers Weihnachtslied: "Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute, neue Mär"). Wenn ich Angst gehabt hätte, ihnen die Gastlichkeit verwehrt oder den Besuch einfach nicht bewusst erlebt hätte, wäre ich wirklich krank geworden und hätte wohl die Woche im Bett verbringen müssen. Aber ich nahm es nicht auf körperlicher Ebene an, sondern als Feuer der Begeisterung."

Masken nach Geistern geformt

Die zu bestimmten Jahreszeiten durchziehenden Naturgeister sind weltweit bekannt. Überall werden sie auf ihrem Durchzug zur Kenntnis genommen, mit Festen und Ritualen gewürdigt und dann aber immer jenseits der Dorfgrenze oder auch Grundstücksgrenze hinauskomplimentiert. In traditionellen Gesellschaften trägt man Masken, die exakt den visionär geschauten Geistern entsprechen. Im Salzburgischen gibt es immer noch Perchtenumzüge zur Rauhnachtzeit. Auch das Bärbeletreiben und Klossatreiben trägt diesen Geist. Auch die Fasnacht ist eine solche Zeit. Die Geister kommen vom "Jenseits", von außerhalb der gesitteten normalen Gesellschaft. Sie kommen aus dem Wald und der Wildnis, aus den Bergen, Seen und Sümpfen, auch analog zu verstehen als Seelenbilder. Auch Verstorbene sind dabei. Und wilde Tiere. Auch diese werden in den Umzügen dargestellt. Es ist eine starke ungezügelte Naturenergie, die sie mitbringen. Storl schreibt: "Eine Energie, die ausgelassen, geil und fruchtbar macht, aber auch genauso leicht das Gleichgewicht stört und krank machen kann. Die Geister bringen kreatives Chaos, aus dem - so oder so - Neues entstehen kann."

 

©​ Monika Philipp, altes und neues Wissen zum Jahreskreis, http://www.jahreskreis.info

 

 

 

HEILIGE DREI KÖNIGE

Der Weg der drei Pilger - Heilige Drei Könige

Bei den Kindern sind sie beliebt. Ebenso den meisten Erwachsenen sind diese Wanderer auch nach all den vielen Jahren ein Begriff. Denn sie waren es, die den Weihnachtsstern sahen, der Ihnen, hell am nächtlichen Himmel leuchtend, den Weg zur Geburtsstätte des neuen Königs der Juden, nämlich Jesus von Nazareth, nach Bethlehem wies.

Sie waren seine ersten Verehrer, sie knieten vor dem Kinde nieder, huldigten dem Menschen, in welchem sie den Messias erkannten und beschenkten ihn mit den Gaben, die sie mit sich trugen: Mit Myrrhe, dem Balsamöl, gewonnen aus dem Harz des Myrrhestrauchs, mit Weihrauch, dem getrockneten Harz des Weihrauchbaumes und mit dem Gold, welches einem König gebührt.

Die Rede ist von Caspar, Melchior und Balthasar – den drei Weisen aus dem Morgenlande. Ob sie wirklich so hießen, ist heute kaum mehr zu bestimmen, denn nicht nur ihre Anzahl schwankte, je nach Quelle, zwischen zwei und vier, auch ihre Namen waren ursprünglich nicht festgelegt. Die aktuell gültige Fassung wurde zwischen dem sechsten und achten Jahrhundert bekannt, jedoch existieren auch heute noch regionale Abweichungen.

Anfänglich waren die Drei auch keine Aristokraten sondern, folgt man Matthäus, Magier aus dem Osten, also „Weise“. In den königlichen Stand wurden sie erst lange Zeit später erhoben, etwa zwischen dem achten und dem zwölften Jahrhundert. Zu ihrem Andenken begehen wir heute jedes Jahr am 06. Januar, benannt nach der Erscheinung des Herrn, das Epiphaniasfest, bekannter unter dem Namen „Heilige Drei Könige“.

Wenngleich es kein bundesweiter Feiertag ist, so hat sich doch fast überall der Brauch des Sternsingens etabliert. Dabei ziehen hauptsächlich Kinder, verkleidet als eben diese Könige, mit einem Stern von Haus zu Haus, singen, sprechen ein Gedicht oder Gebet und verkünden die frohe Botschaft. Die als Lohn dafür erhaltenen Gaben, meist Geldspenden, gehen an die Armen, heute also an wohltätige Zwecke.

Zum Dank hinterlassen sie mit geweihter, weißer Kreide ihre traditionelle Segensbitte an der Haustür oder am Türbalken, etwa so: *C+M+B+10. Der Stern symbolisiert dabei den von Bethlehem, die Kreuze repräsentieren die Dreifaltigkeit in Form des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und die Buchstaben stehen wahlweise für die Namen der Drei Weisen oder für das lateinische „Christus Mansionem Benedicat“, was so viel bedeutet wie: „Christus, segne dieses Haus“.

Die Ziffern bezeichnen die Jahreszahl des Besuches und ändern sich somit in jeder Saison – in Gebrauch sind im Übrigen je nach Land und Konfession diverse örtliche Variationen der genannten Symbole.

Orthodoxe Christen feiern die Wasserweihe zum Gedenken der Taufe Christi, während die Katholische Kirche dieses Ereignis getrennt von seiner Erscheinung erst an dem auf Epiphanias folgenden Sonntag zelebriert.

Eine besondere Form der Erinnerung an Caspar, Melchior und Balthasar findet sich in Form ihrer Gebeine, der Überlieferung nach die einzigen erhaltenen menschlichen Überreste von Zeitzeugen der Geburt Christi. Als Reliquien fanden sie ihren Weg mit Hilfe der Heiligen Helena, Mutter Kaiser Konstantins I, des Bischofs Eustorgius sowie des Erzbischofs Rainald von Dassel im Jahre 1164 von Palästina über Mailand bis ins mittelalterliche Köln.

Die Stadt erlangte dadurch neben ihrem Rang als Bistumssitz überregionale Bedeutung als Wallfahrtsort. Möglicherweise waren also diese Reliquien mit einer der Gründe für den Bau des Kölner Doms, denn dem wunderschönen, kunstvoll verzierten Schrein, in dem sie noch heute aufbewahrt werden, geziemte ein würdiges Domizil. Nach 632 Jahren Bauzeit war die entsprechende, bautechnische Meisterleistung dann auch vollbracht worden – aber das ist eine andere Geschichte.

©​ Schulferien.org

 

 

 

Fasching - Karneval - Fastnachtzeit

In der eigenen Kinderzeit regte sich zu nahender Faschingszeit immer ein schönes Gefühl der Vorfreude. Hier durfte sich verkleidet werden, hier eine andere Person gespielt werden, im weitesten Sinne ein anderes Ich, hier durften närrische Sachen gemacht werden, die sonst schwerlich toleriert würden. Der genaue Hintergrund war zu dieser Lebenszeit unbekannt und es kann davon ausgegangen werden, dass die wenigsten die ‚Närrische Zeit' einer historischen Sinnprüfung unterziehen, dafür ist sie in den katholischen Gebieten Deutschlands zu sehr Inhalt des gelebten Kulturgutes.

In der Geschichte ist es keine Seltenheit, dass ältere Kulte nicht mehr verstanden werden und neue Interpretationen Eingang in die Auslegung des Brauchtums finden. Manchmal werden die alten unverstanden Kulte einfach missverständlich neu gedeutet. Erinnert sei hier unter anderem an die verloren gegangene Begründung beim römischen Kultus der Virgines Vestales, bei dem man in späterer Zeit vergessen hatte, warum die Vestalinnen das Heilwasser aus der Quelle der Camena schöpfen mussten. In der Quelle der Camena wurde ursprünglich die Quellnymphe Egeria verehrt, die als Beraterin des mythischen Königs Numa galt. Aus Camena wurde Carmen gemacht, die Heilquelle wurde zur Musenquelle.
Manchmal wird das Brauchtum den aktuellen politisch-religiösen Erfordernissen angepasst und überlagert. Die Geburt Jesu Christi wurde in der Spätantike vom Tag der Heiligen Drei Könige auf den 24. Dezember gelegt. Es ist die Zeit der Wintersonnenwende, unter anderem die Zeit der Auferstehung des altorientalischen Schöpfungsgottes (Schöpfung - Sonne - Leben), dessen Wiederkunft im jährlich wiederholten Schöpfungskultus zelebriert wurde. Die Überlagerung der mächtigen altorientalischen und antiken Kulte des Ahura Mazda, der Isis, des Mithras sowie von Sol invictus verhalfen auch zur Durchsetzung des Christentums über die heidnische Vergangenheit.

Die Wurzeln der scherzhafter Weise auch ‚fünfte Jahreszeit' genannten Faschings-, Fastnachts- oder Karnevalszeit reichen weit in die vorchristlichen germanischen Zeiten zurück, in denen die Naturvölker Mitteleuropas in ihrem heidnischen Mythos die Götter in der Natur versinnbildlicht verehrten.
Um diese Jahreszeit keimte die Hoffnung auf den sich ankündigenden Frühling bei den im jahreszeitlichen Einklang mit der Natur lebenden Menschen auf.
Die ungleich stärkere Aussetzung des Menschen in den harten Wintern macht es verständlich, dass die Wiedergeburt der Natur im Frühling besonderer Bedeutung zugemessen wurde. Die Rückkehr der Sonne und des wärmenden Lichtes ist hier sicher als Symbol des sich regenerierenden Lebens selbst aufgefasst worden. Die Sturmgeister des Winters, die sich im alles umwallenden Nebel, in Krankheiten, im Mangel an allem und in der schneidenden Kälte offenbarten, mussten symbolisch vertrieben werden. Die Tradition der Fastnachtzeit mit ihrer Interpretation als Vorfrühlings- und Fruchtbarkeitsfest findet lange vor dem 12. Jahrhundert Erwähnung. Die ‚Narreteien' und ‚Mummenschänze', mit denen symbolisch die Geister des Winters vertrieben werden sollten, prägten das Bild jener Tage im Februar seit der vorchristlichen Zeit.
Eine Übersetzung und Deutung des Namens Fastnacht ist aus dem mittelhochdeutschen Wort vas(e)naht entlehnt und bedeutet soviel wie Unfug treiben zu nächtlicher Stunde über die Freude am kommenden Frühling. Der fröhliche Übermut der Menschen ließ sich von der Hoffnung auf die jahreszeitliche Wende inspirieren und kanalisierte gleichzeitig soziale Missstände.
Der Katholischen Kirche dürfte dies anfangs unklar gewesen sein, weswegen immer wieder versucht wurde, die heidnischen Bräuche zu unterbinden. Diese Bestrebungen scheiterten am jahrtausende altem Brauchtum, so dass wie bei vielen anderen Feiertagen dann doch das Positive für die christliche Sache herausgezogen und betont wurde. Es fand hier, wie oben schon erwähnt bei Weihnachten, eine Überlagerung des Brauchtums durch neue christliche Einflüsse statt.
Angesprochen wurde die Umkehr aller Werte, die in der Fastnachtszeit zelebriert wurde, die unweigerlich zum Chaos führen musste. Dem chaotischen Kosmos der närrischen Welt wurde mit dem Aschermittwoch ein Ende gesetzt und der göttlich-mittelalterlichen Ordnung in ihrer Unveränderbarkeit der kosmisch-irdischen Hierarchie zu ihrem ‚Recht' verholfen.
Der Begriff Fastnacht deutet allerdings auch deutlich den christlichen Aspekt an. Im christlichen Jahreskalender bzw. dem Kirchenjahr ist die Zeit vor Ostern die vierzigtägige Zeit des Fastens, in welcher die Wiederauferstehung des Herrn in Jesu Christi als Zeit der demütigen Enthaltsamkeit und eines entsprechend besonders gottgefälligen Lebens gefeiert wird. Die Faschings- bzw. Fastnachtszeit erlaubt hier noch einmal vor Aschermittwoch das Ausleben menschlichster Triebe, die sich unter anderem im ausgiebigen Schmausen, Trinken, Unfug treiben oder sonstigen ‚fragwürdigen' Vergnügungen Ausdruck verleihen.
Hier wird das Miteinander von heidnischem Ursprung und christlicher Bedeutungszuweisung besonders deutlich.
Soziale Spannungen werden in dieser Zeit durch die Umkehrung der Gebräuche und Sitten abgebaut und kanalisiert. Für die Psychologie der Moderne täte sich hier ein spannendes Forschungsgebiet zum Spannungsverhältnis Mensch und Macht auf.

Getrost kann hier zum Schluss Goethes Wort im Osterspaziergang angeführt werden, als er Faust im Gespräch mit Wagner das Volk bei seinen Festlichkeiten besuchen und fast befremdlich spöttelnd bewerten lässt:

Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

Da viele Faschings- Fastnachts- und Karnevalsbräuche ein hohes Alter und sehr viele verschiedene Wurzeln haben, sie teilweise auch regional vermischt auftreten, ist ihr genauer Ursprung schwer herauszulesen. In der Bundesrepublik Deutschland haben sich vor allem folgende Schwerpunkte als Feiertage vor allem in katholisch dominierten Bundesländern erhalten:

Rosenmontag
Fastnacht
Aschermittwoch

Literatur:
Andrea Knoche: Traditionelle Bräuche und Feste im Jahreslauf, Schriften des Museums für Thüringer Volkskunde, Volkskunde Populär, Bd. 1, hrsg. v. Marina Moritz, Erfurt 1996, S. 14 ff.
Sybil Gräfin Schönfeldt: Das große Ravensburger Buch der Feste und Bräuche. Durch das Jahr und den Lebenslauf, Ravensburg 1987, S. 51ff.
Angelika und Ingemar König: Der römische Festkalender der Republik, Stuttgart 1991, S. 120 ff.                                                                           www.schulferien.org

 

 

 

 

 

Palmbuschen - Symbol um die Jahrhundertwende

Palmkatzerl besondere Segenskräfte

Abwehr von Krankheit und Unwetter

 

Grün =

Buchs:       Fernhalten von allem Bösen

Wacholder: Gesundheit

Eibe:         Kraft, Wachstum

Thuja:       Lebensbaum

Haselnuß:   Stärke, Kraft

 

Bänder =

Rot:    Liebe, Blut

Grün:   Hoffnung

Gelb:   Gold der Kirche

Violett: Karfreitag

Weiß:    Reinheit

Durch die Bänder wollte man den Segen anbinden.

Kräuterbuschen

Bei uns auf den Dörfern wird das Brauchtum noch gepflegt, wie zum Beispiel ein Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt am 15. August. Der Kräuterbuschen wird dann hier in der Gegend feierlich in der Kirche geweiht. Er soll Heilkräfte besitzen, die sich die Landbevölkerung in Urzeiten zunutze machte: Unter dem Dachboden aufgehängt, soll er vor Blitzschlag schützen, unter dem Kopfkissen das Eheglück, im Viehfutter die Gesundheit der Tiere und im Kochtopf die des Menschen fördern.

Wer sich auf den Feldrainen, am Waldrand oder entlang der Forstwege am Poschenhof, am Sauwinkel oder in Asbach am Juchhe oder im Fuchsenholz etwas umsieht, wird sicher bald eine Reihe der nachfolgend aufgeführten Kräuter und Heilpflanzen finden. Um den Strauß etwas bunter zu gestalten kann man auch aus dem Blumengarten einige Blüten ergänzen.

Im Zentrum des Straußes steht die Königskerze, eine Pflanze, die nur an den sonnigsten, wärmsten und trockensten Plätzen zu finden ist.

Der Kräuterbuschen ist eine Art traditionelle Winterapotheke. In diesen Buschen kommen verschiedene Kräuter, die einen farbenprächtigen und würzig duftenden Strauß ergeben. Im Kräuterbuschen, den meine Frau im letzten Jahr gebunden hat, fand ich unter anderem folgende Kräuter und Pflanzen:

 

  1. Der Majoran ist ein Grippemittel und fördert die Verdauung.
  2. Dahlienblüten werden als Dekoration eingebunden
  3. Ysop ist ein klassisches Stärkungs- und Durchhaltemittel - er fördert die Konzentration.
  4. Schafgarbe ist blutstillend - bei Zahnfleischbluten kann man Schafgarbenblätter kauen.
  5. Die Rosen stehen für Liebe und Harmonie.
  6. Das Eisenkraut soll bei schwierigen „Amtsgängen“ helfen
  7. Die Ringelblumen gelten als generelles Heilmittel.
  8. Ackerminze verbreitet frischen Duft durch ätherische Öle
  9. Kamille, bekannte Heilpflanze, Blütenköpfe als Tee,
  10. Sonnenblume, sie dient mehr der Dekoration
  11. Blatt von Weiß- und Blaukraut
  12. Tausendgüldenkraut, bekannte Heilpflanze
  13. Getreideähren, Brot für Mensch und Tier
  14. Hopfen, ein Beruhigungsmittel
  15. Der Salbei reinigt die Luft
  16. Fenchel, wirkt bei Husten und Blähungen
  17. Baldrian wirkt beruhigend und entkrampfend
  18. Johanniskraut, seit alters her als Wund- und Beruhigungsmittel geschätzt
  19. Kornblume, bereichert den Strauß mit kräftigen Blautönen
  20. Wegwarte, früher als Naturheilmittel gegen Leberleiden
  21. Taubnessel
  22. Weidenröschen, bekannt Pflanze in der Naturheilkunde
  23. Farnkraut, gemeiner Wurmfarn, Arzneimittel gegen Bandwürmer
  24. Eberesche, mit den jetzt schon roten Beeren sehr dekorativ
  25. Rainfarn, früher als Wurmmittel und gegen Verdauungsstörungen geschätzt
  26. Geißfuß, früher Heilmittel bei Gicht und Rheuma
  27. Hirtentäschelkraut
  28. Nesselblättrige Glockenblume

Früher gehörten zu einem richtigen Kräuterbuschen 77 verschiedene Gräser und Kräuter. Unter anderem sammelten die Frauen Getreideähren, Hopfen, Fenchel und Baldrian. Kräuter wie Lavendel, Petersilie, Salbei und Kamille durften ebenso wenig fehlen wie Johanniskraut und Fünffingerkraut. Mittelpunkt des Kräuterbuschens sollte eine Königskerze, oder auch Muttergotteskerze genannt, sein. Der Buschen sollte an einem dunklen und kühlen Platz aufgehängt werden, damit die Farben und Heilwirkungen erhalten bleiben.

Susanne Fischer-Rizzi schreibt zu den Kräuterbuschen in ihrem Buch ‚Medizin der Erde', das 1999 im Heyne-Verlag erschienen ist:

"(…) die Zeit zwischen dem 15. August (Mariä Himmelfahrt) und dem 8. September (Mariä Geburt) wurde der ‚Frauendreißiger' genannt und galt seit jeher als besonders günstige Zeit zum Kräutersammeln. Diese Zeit beginnt mit der Weihe eines Kräuterbüschels in der Kirche am 15. August. Dass es sich hier um ein bewusst magisches Ritual handelt, darauf deutet die genau vorgeschriebene Anzahl der Kräuter. Der Büschel durfte nur 9, 15, 77 oder 99 Kräuter beinhalten. Dies sind alte magische Zauberzahlen, deren rituelle Verwendung sich bis in babylonische und assyrische Zeit zurückverfolgen lässt.

Für den Kräuterbüschel dürfen nicht irgendwelche Pflanzen verwendet werden, sondern sie waren genau vorgeschrieben. Es ist auffällig, dass es sich dabei immer um alte Zauberpflanzen handelt, viele, die besonders zum Wettermachen oder als Gegenzauber verwendet wurden. In der Mitte des Büschels thront die schöne Königskerze, um sie herum sind die anderen Pflanzen gruppiert. Für den ‚Neunerlei' gibt es noch Johanniskraut, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Kamille, Wermut, Baldrian, Pfefferminze und Arnika. Diese Pflanzen sind alle starke Heilpflanzen, man kann mit ihnen schon eine gute Kräuterapotheke ausrüsten (…)' - ‚(…) Der geweihte Kräuterbüschel bekommt noch heute in den Bauernstuben einen Ehrenplatz. Früher hat man bei heranziehen eines Gewitters etwas davon ins Herdfeuer geworfen, um das Haus vor Blitz zu schützen. An ‚Drei Könige' wurden die Kräuter in einer Glutpfanne angezündet und damit das Haus ausgeräuchert. Unsere Vorfahren drückten im Brauch der Kräuterweihe ihren Dank für diese heilenden Pflanzen aus und baten um Segnung der weiblichen Gottheit, der die Kräuter unterstanden (…)."

Richard Stadler - 08.2001

Inhalte mit freundlicher Unterstützung von Richard Stadler http://www.bachlertal.de

 

Die Kräutersammlung zum Himmelfahrtstag

hat natürlich einen tiefen theologischen Sinn, wenngleich im Volksbrauchtum bisweilen auch "magische" Vorstellungen hereinspielen.

Maria ist der ganz heile Mensch, die Frau ohne Erbsünde empfangen. Deshalb konnte sie Gott in sich aufnehmen und Christus zur Welt bringen. Weil sie auf Erden Gott in sich aufnahm, so nahm Gott seinerseits Maria an ihrem Lebensende in den Himmel auf.

Die Heilkräuter werden uns zum Verweis auf dieses ganzheitliche , nämlich - typisch katholisch - leibliche wie auch geistliche Heilsein im Glauben, das in der Einheit des Menschen mit Gott in Erfüllung geht. Wie Maria zur Vollendung gelangt ist, hoffen wir Christen, daß auch für uns der Tod nicht das Ende, sondern der Beginn der Volendung wird.

Deshalb also die Kräutersammlung und Weihe gerade an diesem Festtag; schließlich sind leibliches und geistliches Heilsein nie voneinander zu trennen. In Maria ist uns ein Kraut geschenkt gegen den Tod, von dem man normalerweise meint, gegen ihn sei kein Kraut gewachsen....

Inhalt mit freundlichen Unterstützung von
Dr. Franz Jung, Pfr.
Franz.Jung@bistum-speyer.de
gepostet per eMail am
Tue, 10 Aug 2004 14:52:22 +0200

 

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